Tobias Scheible Cyber Security & IT-Forensik Dozent
Cloud-Washing von vielen Anbietern

Was ist jetzt eigentlich Cloud-Computing?

Die Cloud schickt sich an, die IT nachhaltig zu verändern. Vor allem das Marketing liebt Cloud Computing, und bezeichnet damit viele Produkte. Davon sind eigne aber sehr weit weg von den Eigenschaften einer Cloud – typische Fälle von Cloud-Washing.

Sonntag, 12. Januar 2014
5 Kommentare

Um solche leere Versprechen zu erkennen, müssen die typischen Eigenschaften einer Cloud bekannt sein. Der erste Satz des Cloud Computing Artikels von Wikipedia bietet dafür eine gute Definition: “Cloud-Computing (deutsch etwa: Rechnen in der Wolke) umschreibt den Ansatz, abstrahierte IT-Infrastrukturen (z. B. Rechenkapazität, Datenspeicher, Netzwerkkapazitäten oder auch fertige Software) dynamisch an den Bedarf angepasst über ein Netzwerk zur Verfügung zu stellen.”

Konkret werden auf Wikipedia auch noch die Eigenschaften der NIST-Definitionen aufgezählt:

  • “Selbstzuweisung von Leistungen aus der Cloud durch den oder die Nutzer, die bei Bedarf bereitstehen soll („Self-service provisioning“ und „As-needed availability“).”

  • “Skalierbarkeit bietet die Entkopplung von Nutzungsschwankungen und Infrastrukturbeschränkungen (Scalability).”

  • “Zuverlässigkeit („reliability“) und Ausfalltoleranz („fault-tolerance“) garantieren permanent definierte Qualitätsstandards der IT-Infrastruktur für den Nutzer.”

  • “Optimierung und Konsolidierung bietet Effizienz und Ökonomie in Anpassung an fortlaufende Umweltschutzstandards, die sukzessive vom Cloud-Diensteanbieter optimiert werden können (Optimization/Consolidation).”

  • “Qualitätssicherung und -kontrolle kann fortlaufend durch den Diensteanbieter überwacht und sichergestellt werden, ohne dass die Nutzer belastet werden müssten (QoS – Quality of Service).”

Diese Definition ist allgemein anerkannt, wird häufig zitiert und fungiert oftmals als Kern von abgeleiteten Definitionen. Und damit bilden diese Punkte eine Art von Checkliste, um Produkte zu überprüfen, ob sie Cloud-Eigenschaften besitzen. Vermarktet ein Unternehmen Produkte als Cloud-Lösungen, die keine Cloud-Eigenschaften haben, wird dies als Cloud-Washing betrachtet. Der Begriff lehnt sich an die Bezeichnung Green-Washing an, welches das Vorgehen beschreibt, Produkte als ökologische zu bewerben, die es gar nicht sind.

Ein klassisches Beispiel ist der freie Synchronisationsdienst ownCloud, der auf einem eigenen Server oder auf einem Webhosting Paket installiert werden kann. Die Software wird mit dem Slogan “ownCloud.org | Your Cloud, Your Data, Your Way!” beworben. Nutzt man dafür einen eigenen Server, ist es aber eher eine normale Synchronisationslösung als eine Cloud Computing Anwendung. Die Leistungen sind fest definiert, so wie der ownCloud installiert worden ist und so wie der Server konfiguriert ist. Es gibt keine Skalierung, die Beschränkungen sind die physikalischen Eigenschaften des Servers. Eine Optimierung findet auch nicht statt, da die Ressourcen nicht dynamisch für unterschiedliche Aufgaben genutzt werden können.

Ebenfalls hat sich der Blogger René Büst mit dem Thema Cloud-Washing auch schon beschäftigt und eine erweiterte Liste mit Cloud-Eigenschaften erstellt. Steht die Auswahl eines Anbieters von Cloud-Lösungen bevor, sollte lieber noch einmal kritisch hinterfragt werden, welche Cloud-Eigenschaften erfüllt werden. Ansonsten hat man schnell eine traditionelle Lösung, ohne die Vorteile einer Cloud, die nur ein schickes neues Web-Interface bekommen hat.

Über Tobias Scheible

Tobias Scheible

Hallo, mein Name ist Tobias Scheible. Ich bin begeisterter Informatiker und Sicherheitsforscher mit den Schwerpunkten Cyber Security und IT-Forensik. Mein Wissen teile ich gerne anhand von Fachartikeln hier in meinem Blog und in meinem Fachbuch. Als Referent halte ich Vorträge und Workshops für Verbände und Unternehmen u. a. auch offene Veranstaltungen für den VDI und die IHK.

Kommentare

Tim am 13. Januar 2014 um 05:43 Uhr

Cloud Computing gehört ganz klar die Zukunft. Es hat für den Enduser halt sehr viele Vorteile. Deshalb stellen sich die meisten Software Hersteller darauf ein. Ein gutes Beispiel dafür ist Salesforce.

Marco am 24. Januar 2014 um 13:29 Uhr

Ich denke auch das Cloud Computing auch in Zukunft noch stärker Einfluss bekommt. Das Prinzip ist für viele Bereiche sehr gut geeignet. Natürlich sollte man aber nicht die Augen vor eventuellen Nebenwirkungen verschließen. Das mit Cloud-Washing angesprochene Problem taucht doch schon vermehrt auf, auch im Hostingbereich wird da gerne mit „Cloud“ Werbung gemacht, obwohl es dahinter dann ganz anders aussieht.

Alexa am 6. Februar 2014 um 23:30 Uhr

Cloudcomputing ist mittlerweile schon die Mittelständler erreicht: „Warum in die Cloud – Was für den Mittelstand wirklich zählt“ – zu diesem Thema diskutierte die „Allianz für den Mittelstand – Die IT-Initiative“ im Rahmen der Fachmesse „Cloudzone“ in Karlsruhe. Quelle: http://www.marktundmittelstand.de/nachrichten/strategie-personal/cloud-computing-fuer-den-mittelstand/

Paul am 13. Mai 2014 um 20:57 Uhr

Sehr gut Erklärt wird auch jedem Laien klar, was sich hinter diesem „ominösen“ Begriff verbirgt.

Denis Komnenovic am 29. Oktober 2015 um 15:16 Uhr

Alles so weit ok, aber mit der Def das Owncloud eigentlich keine ist, bin ich nicht kompatibel genug, wie auch dem Begriff der Skalierbarkeit. Die Skalierbarkeit ist bei jeder sogen. Cloud endlich und Hardware-Abhängig und bis zu diesen HW-Grenzen kann man eben per Web-UI, alles flexibel anpassen – es ist Skalierbar. Was jetzt in eine Cloud ausgelagert und skalierbar werden soll, ist ein anderes Subjekt. Die Owncloud-Solution bietet zwar eine Cloud auf einen eigenen Server, aber das ist nicht in der Cloud-Def gesagt, das es ein fremder Anbieter sein muss, man ist nur selbst sein Client bzw. Kunde, aber es ist denoch eine Cloud. Eigentlich gibt es Clouds schon bevor der Begriff konform geworden ist, den alle Rechner-Fähigkeiten die im „www“ ausgelagert werden, von flexiblen Daten-Speicherkapazitäten bis hin zu vServern mit flexiblen Einstellungen sind in der Wolke, anfangs noch sehr ram-bezogen, jetzt allgemein auf das outsourcing von Leistungen in das www verlagert. Natürlich meint man im engeren Sinne „Datenverwaltung und Synchronisierung“ von einem Internet-Dienstleister aus, der sich dann um alle anderen belange wie Speicherkapazitäten, Hardware-Ausfall, usw. kümmert. Die Grenzen zu ziehen ist schwer, ich würde eher versuchen zu definieren, was Heutzutage ein Cloud-Anbieter leisten muss , damit sich das Outsourcing auch lohnt. Und trotz aller Versprechungen ist die Datensicherheit immer noch Priorität, besonders bei größeren Firmen.

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