Im Artikel „Getarnte Mini-Spionagekameras“ habe ich bereits Spionagekameras mit kleinen Minilinsen in unterschiedlichen Erscheinungsformen beschrieben. Sie werden zum Beispiel in Form von Kugelschreibern, Brillengestellen oder Feuerzeugen angeboten. Im Hauptartikel des Themenschwerpunktes „Hacking Hardware“ habe ich erläutert, welche Geräte in Deutschland erlaubt sind und welche nicht. Zwar sind getarnte Kameras mit Funkverbindung gemäß § 90 Telekommunikationsgesetz (TKG) verboten. Diese Kameraarten sind nicht getarnt, aber sehr klein. Durch ihre kleine Größe sind sie fast so unauffällig wie versteckte Kameras.
Beispielgerät
Beispielhaft schauen wir uns eine Mini-Spionagekamera mit WLAN an. Sie wird mit unterschiedlichen Bezeichnungen in verschiedenen Online-Shops angeboten und liegt preislich zwischen 30 und 40 Euro. Sie hat ein rundes Gehäuse, einen Durchmesser von etwa 4 cm und eine Höhe von ca. 2,5 cm. Auf der Vorderseite befindet sich das Objektiv und auf der Seite zwei Taster, zwei Status-LEDs, der Slot für die microSD-Karte und der Micro-USB-Port. Im Lieferumfang sind neben der Kamera ein Halter mit Magnetplatte, ein Schwanenhals USB-Kabel, ein normales USB-Kabel und eine Anleitung enthalten.
Das Objektiv hat eine Öffnung von 150° (Weitwinkel) und unter dem halbtransparenten Kunststoffring befinden sich sechs Infrarot-LEDs. Damit ist es möglich, auch bei Dunkelheit Aufnahmen anzufertigen. Da die LEDs nicht sehr leistungsfähig sind, ist die Reichweite nachts auf ein paar Meter beschränkt. Das Kameramodul hat eine FullHD-Auflösung von 1920 × 1080 Pixel, wobei die reine Pixelanzahl wenig über die Qualität aussagt. Der integrierte 150 mAh Akku kann über den Micro-USB-Port mit einem Handyladegerät geladen werden. Der Ladevorgang dauert ca. eine halbe Stunde und die Kamera kann mit einer Akkuladung ca. eine Stunde betrieben werden. Alternativ kann die Kamera auch dauerhaft mit einem Handyladegerät oder einer mobilen Powerbank mit Strom versorgt werden. Während des Ladevorganges leuchtet die LED neben dem Ein/Aus-Schalter rot. Sobald der Akku voll ist, erlischt die LED.
Zur Aktivierung der Kamera muss auf der Seite der Taster mit der Beschriftung „On/Off“ gedrückt werden. Zur Bestätigung leuchtet die blaue LED gegenüber auf. Im aktiven Modus blinkt sie kontinuierlich. Für weitere Einstellungen muss die App ABCCAM verwendet werden. Die App ist im Google Android Play Store und Apple iOS App Store verfügbar. Dort kann über den Button „AP“ die Kamera hinzugefügt werden. Es kann eine direkte WLAN-Verbindung genutzt werden. Nach der Einrichtung kann das Live-Bild eingesehen und ein Foto oder Video angefertigt werden. Hier kann auch die blaue LED deaktiviert werden und der Nachtsichtmodus eingeschalten werden.
Gegenmaßnahmen
Zur Erkennung von versteckten Kameras können spezielle Geräte genutzt werden, mit denen mittels eines roten Laserstrahls bzw. eines gebündelten LED-Lichtstrahls Kameras bzw. die Objektive gefunden werden können. Hier wird ausgenutzt, dass die meisten Objektive dieses rote Licht gut reflektieren. Bei diesen Detektoren gibt es häufig eine Öffnung mit einem roten Lichtfilter, wodurch die Reflexion besser erkannt werden kann.
Allerdings wird hier eine gewisse Übung benötigt, um diese Reflexionen zu erkennen. Gleichzeitig muss darauf geachtet werden, dass der Winkel stimmt. Der Detektor muss sich direkt gegenüber der Kameralinse befinden. Sobald schräg auf die Linse geleuchtet wird, ist die Reflexion nicht mehr zu erkennen. Daher kann damit nur sehr langsam ein kompletter Raum abgesucht werden. Und umso kleiner die Objektivöffnungen sind, umso aufwendiger ist die Suche. Um ein Kameraobjektiv besser zu erkennen, sollten andere Lichtquellen ausgeschaltet werden. Dadurch ist die rote Reflexion besser zu erkennen.
Alle Spionage-Gadgets mit einer kabellosen Übertragung können durch die Funkverbindung lokalisiert werden. Die Geräte zum Aufspüren werden als Wanzenfinder oder Detektor bezeichnet und können bei verschiedenen Händlern gekauft werden. Sie empfangen ein Funksignal und zeigen die Stärke auf einer Skala oder mit mehreren LEDs an. Zum Teil erzeugen sie auch einen Piepton. Damit lassen sich sehr einfach und ohne Fachwissen Funkquellen orten.
Sobald allerdings mehrere und starke Funkquellen vorhanden sind, wird eine Ortung schwieriger. Besser ausgestattete Geräte haben die Möglichkeit, die Empfindlichkeit einzustellen. Dadurch kann das Gerät in der Mitte des Raumes auf null kalibriert werden, womit die Suche verfeinert werden kann. Professionelle Geräte bieten zusätzlich eine Möglichkeit, die Frequenz auf einen bestimmten Bereich zu beschränken. Damit kann zum Beispiel direkt nach WLAN-Signalen gesucht werden.
Spionage Gadgets Artikelserie
Dieser Artikel ist Teil der Artikelserie Spionage Gadgets, die dem Themenschwerpunkt Hacking Hardware angehört. In dieser Artikelserie beschreibe ich verschiedene Arten von Spionage Hardware, damit diese erkannt und effektive Gegenmaßnahmen getroffen werden können.
- Mini-Aufnahmegeräte
- GSM-Aufnahmegerät
- Getarnte Mini-Spionagekameras
- Kleine Überwachungskameras mit WLAN
- GPS Positions-Tracker
- 12.11.2024 (Workshop) Hacking- und Pentest-Hardware Workshop, scheible.it, Böblingen (weitere Infos)